Integration auf dem Platz macht Spaß

Gruppenfoto mit allen Akteuren des Teams (insgesamt 13 Spieler, einer fehlt). Insgesamt sind es neun verschiedenen Nationalitäten (inklusive deutsch). Unten: Trainer Ludger Nüsse-Maas mit drei seiner Spieler: Jemain, Noah und Julian (alle 13 Jahre alt). FOTO: Luhrenberg
Gruppenfoto mit allen Akteuren des Teams (insgesamt 13 Spieler, einer fehlt). Insgesamt sind es neun verschiedenen Nationalitäten (inklusive deutsch). Unten: Trainer Ludger Nüsse-Maas mit drei seiner Spieler: Jemain, Noah und Julian (alle 13 Jahre alt). FOTO: Luhrenberg

Die C-Jugend vom TuS Mündelheim ist eine Truppe der verschiedenen Kulturen: Die Spieler im Alter von 13 bis 15 Jahren kommen aus neun verschiedenen Nationen. Auf dem Fußballplatz lernen sie Respekt, Teamgeist und Sprache. Von Jan Luhrenberg

Dunkle Wolken stehen über dem Trainingsplatz vom TuS Mündelheim. Fußballwetter sieht definitiv anders aus. Dennoch lassen sich zwölf Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren nicht davon abhalten, schon vor Trainingsbeginn über den Platz zu jagen.

Sie sind Mitglieder eines besonderen Teams. Die Jugendlichen besitzen insgesamt neun verschiedene Nationalitäten. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund. Von nahezu jedem Kontinent der Erde stammen die Spieler – sie kommen aus Russland, der Türkei, Kolumbien, Somalia, Aserbaidschan, Polen, Griechenland oder Weißrussland. Entstanden ist die multikulturelle Truppe eher aus Zufall: Viele ehemalige Spieler sind zu einem anderen Verein gewechselt. Daraufhin hat sich in einer Siedlung, in der viele Ausländer wohnen, herumgesprochen, dass die TuS Mündelheim noch auf der Suche nach neuen Spielern für die Mannschaft ist.

Probleme, beispielsweise in der Kommunikation auf und neben dem Platz, entstehen dadurch nicht, wie Philip Artz, einer von drei ehrenamtlichen Trainern, versichert: „Auf dem Platz wird nur Deutsch gesprochen, da legen wir als Trainer großen Wert drauf.“ Zuhause würde sich bei den Familien hingegen häufig in der Muttersprache unterhalten, so der Student. Sprachliche Probleme würden nur aufkommen, wenn ein Spieler neu ins Team rückt, der noch nicht lange in Deutschland lebt – ein solcher Fall sei Christian aus Kolumbien, der erst vor fünf Monaten nach Mündelheim kam.

Insgesamt betreuen drei Trainer das Team, das aus 13 Spielern besteht. Neben Artz leiten Ludger Nüsse-Maas und Werner Klahr die Geschicke auf und neben dem Platz – und das bereits seit knapp neun Jahren. „Integration ist in der Mannschaft selbst kein Thema“, erklärt der 56-jährige Klahr. „Stattdessen wollen wir den Kindern vermitteln, was ein fairer und ehrlicher Wettkampf ist.“ Fußball, aber auch jeder andere Mannschaftssport, sorge dafür, dass sich die Jugendlichen eine Persönlichkeit bilden. „Die Spieler sollen sich auf dem Platz durchsetzen und dabei eigene Schwächen durch Stärken anderer Teammitglieder ausgleichen“, so der Trainer.

Die Jugendlichen sollen zudem den nötigen Respekt vor Trainern, Mitspielern und auch Gegnern lernen. „Sie verinnerlichen und machen das, was wir ihnen sagen“, so Artz. Beispielsweise würden die Jugendlichen geschlossen beim Auf- und Abbau des Trainings helfen. „Dabei lernen sie, dass es leichter ist, als Team zu agieren“, ergänzt der 21-jährige Trainer. Darüber hinaus haben die Übungsleiter dauerhaft den Anspruch, den Spielern weitere wichtige Dinge für das Leben mitzugeben. Dazu gehöre unter anderem Anti-Rassismus.

Nüsse-Maas bezeichnet den Club selbst als Dorfverein. Für den 54-Jährigen, der wie sein Kollege Werner Klahr über die C-Trainerlizenz verfügt, ist daher vor allem eins wichtig: „Unabhängig von Leistung und Talent darf Jeder mitspielen, der möchte.“ Vorausgesetzt er hält sich an die Regeln. Grobe Foulspiele und Trikotzerren sind Dinge, die die Trainer überhaupt nicht gerne sehen.

Die Jugendlichen verbringen auch neben dem Platz viel Zeit zusammen, einige gehen sogar zur selben Schule. Im Team seien Freundschaften entstanden. „Wir gehen oft gemeinsam schwimmen oder ins Kino“, erzählt Jemaine (13), dessen Eltern aus England und Somalia stammen. „Jedes Jahr treffen wir uns auch an Weihnachten, vergangenes Jahr waren wir kegeln.“ Einmal im Jahr findet zusätzlich eine Abschlussfahrt innerhalb Deutschlands statt, auf der vor allem viel Fußball gespielt wird. Sechs Spieler haben zudem gemeinsam an einem Schiedsrichter-Lehrgang teilgenommen und bestanden. „Es gibt kaum Streitigkeiten im Team“, versichert Julian (13), der bereits seit zehn Jahren in der Mannschaft spielt. „Der Teamgeist ist hoch, das schweißt auf jeden Fall zusammen“, ergänzt er. Schon ein oder zwei Stunden vor Spielen oder dem Training würden sich einige Spieler treffen und gegen den Ball treten oder zusammensitzen. Der Spaß steht definitiv an erster Stelle – das weiß auch Noah (13), der seit 2009 bei TuS Mündelheim aktiv ist: „Wir müssen nicht jedes Spiel gewinnen, Hauptsache wir haben Spaß dabei.“

Die Mannschaft sucht noch Spieler aus dem Jahrgang 2003 und jünger. Training ist dienstags und freitags von 18 bis 19.30 Uhr. Der Platz befindet sich am Rheinheimer Weg 62. Ludger Nüsse-Maas ist unter der 01512 0586318 erreichbar.

Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/integration-auf-dem-platz-macht-spass-aid-1.6807843