Klebebilder fürs Klubheim

Im Duisburger Süden grassiert derzeit das Sammelfieber. [Foto: Imago]
Im Duisburger Süden grassiert derzeit das Sammelfieber. [Foto: Imago]
Wenn das Vereinsheim gründlich renoviert werden muss, das Geld aber knapp ist, muss man sich was überlegen: Der TuS Mündelheim aus Duisburg kam auf die Idee, eigene Klebebildchen samt Sammelalbum zu produzieren und sie zu verkaufen. Dabei packten erfreulich viele TuS-Mitglieder an.

Der Rückrundenstart bei der TuS Mündelheim Anfang Februar hörte sich vielversprechend an. Auf der Homepage des Duisburger Vereins wurde fröhlich verkündet: „Im Clubhaus unserer Platzanlage darf ab 14 Uhr wieder mit leckerer Currywurst und Durstlöschern kräftig gesammelt, getauscht und geklebt werden. Unsere erste Mannschaft spielt im Lokalderby gegen den Rivalen TuSpo Huckingen. Die Jungs haben sich für die Rückrunde eine Menge vorgenommen und würden sich über eine lautstarke Unterstützung sehr freuen.“

„Wir haben damit einen Nerv getroffen, das hätte ich nie gedacht“

Tatsächlich waren dann 100 Zuschauer dabei, als die Mündelheimer Turn und Sport-Gemeinschaft am 16. Spieltag der Kreisliga A mit 3:0 gegen Huckingen gewinnen konnte. Doch weitaus wichtiger: Es wurde tatsächlich gesammelt. Getauscht. Geklebt. Denn im ganzen Verein gibt es seit Monaten nur ein Thema: Die eigenen TuS-Klebebilder fürs eigene TuS-Sammelalbum. Getreu dem Motto: “ Unsere Amateure. Echte Profis „.

Rund 50.000 Klebebilder von Spielerinnen und Spielern der eigenen Mannschaften hat der Duisburger Verein layouten und produzieren lassen. Im Herbst 2014 wurden an drei Foto-Terminen rund 230 aktive Mitglieder im Portraitformat geknipst, vorzugsweise einheitlich mit verschränkten Armen vor der Brust. „Und man muss sagen: Die Fotos sehen schon sehr schön aus“, urteilt Axel Wunderlich.

Der 53-Jährige ist Leiter der Mündelheimer Fußball-Abteilung und einer derjenigen, der die ungewöhnliche Klebe-Aktion des Klubs angetrieben hat. „Wir wollten eigentlich im vergangenen Jahr in der Vorweihnachtszeit alles fertig haben, das hat dann aber nicht ganz geklappt. So ein Album ist halt viel Arbeit.“ Vor allem dann, wenn man es als Amateurverein in Eigenregie stemmt.

Fünf in einer Tüte

Anfang des Jahres hatten sich rund 70 TuS-Mitglieder hingesetzt um, in höchster Fingerfertigkeit, die vielen tausend Klebebildchen in kleinen Häufchen á fünf Stück zu portionieren, sie dann in kleine durchsichtige Tütchen zu packen und schließlich zuzukleben. Fließbandarbeit im Duisburger Süden.

Es war viel Arbeit. Doch, so Wunderlich, die soll sich bald lohnen: „Wir müssen unser Klubhaus gründlich renovieren, im Grunde ist eine Kernsanierung nötig.“ Im Detail: Theke, Zapfanlage, Leitungen, Boden, Decke – alles muss neu gemacht werden. Und dafür soll das Geld verwendet werden, dass durch den Verkauf der blau-weißen Klebebilder reinkommt. Ein Tütchen mit fünf Bildchen kostet 80 Cent, das Album (Titel: „Legenden der Kampfkuhle“) kostet drei Euro. Und das ganze Dorf sammelt.

Tütchen gibt es in einer Gaststätte, einer Bäckerei, einem Reisebüro und einem Malteserstift in Mündelheim sowie in einer Bäckerei nebenan in Serm, einem angrenzenden Duisburger Stadtteil. Vor allem anfangs gingen die TuS-Bildchen wie warme Semmeln über die Theken der Vorverkaufsstellen. Dann musste Wunderlich nach Feierabend eilig Nachschub vorbei bringen.

Bislang seien, so der Fußball-Abteilungsleiter, rund 35.000 der 50.000 Bildchen verkauft, sogar aus Süddeutschland kam eine Bestellanfrage. Selbstverständlich sind auch schon zahlreiche Sammelalben voll. „Wer der oder die Erste war, kann ich aber nicht mehr sagen“, lacht Wunderlich. Sein eigenes Foto ist auch im Album zu finden, aber keinswegs auf der Seite „Vorstand und Helfer“: „Da wir vermeiden wollten, dass der eine oder andere doppelt vertreten ist, bin ich nur bei den ‚Alten Herren‘.“ Wie lange das denn wohl so dauert, bis man sein eigenes Portrait in den Händen halten und einkleben kann? „Tja, schon eine Zeitlang“, lacht Wunderlich, „ich glaube, es waren so drei, vier Wochen, bis ich mich selber gekauft hatte.“

Kassensturz steht an

In wenigen Wochen möchte die TuS einen Kassensturz machen. Über Zahlen und finanzielle Details spricht der Abteilungsleiter nicht. Nur so viel: „Der ‚Break-Even‘ ist erreicht. Wir sind in der Gewinnzone.“ Für das Klubheim dürfte wohl eine vierstellige Summe eingeplant werden. Es kann also wieder angepackt werden. Und das treibt nun niemandem mehr Sorgenfalten auf die Stirn. Denn für Wunderlich und seine Mündelheimer Mitstreiter war das wunderbar anzusehen, wie viele Personen an einem Strang gezogen haben. „Jeder hat unterstützt, jeder hat mitgemacht. Es war toll, wie sich gegenseitig geholfen wurde. Wie in einer Familie. Und das ist viel wichtiger als das Finanzielle“, lobt Wunderlich.

Die Idee fürs eigene Album und die eigenen Klebebildchen im Panini-Stil für einen Amateurverein hatten die Duisburger nicht als Erste: „Ich hab’s mal bei einem Klub am linken Niederrhein gesehen und fand es gut. Dort wurde es aber zusammen mit einer Supermarktkette gemacht – das wollten wir nicht“, so Axel Wunderlich. Im Sommer 2014 wurde in Mündelheim in einer Bierlaune gegrübelt, was man alles tun könne, um den Verein voranzubringen. Was heraus kam, ist bekannt. Lokale Medien , Radiosender, der WDR , die dpa, die “ Bild “ – alle kamen sie bereits zur Anlage Auf dem Hunsrück und haben über die sammelnde und klebende TuS-Familie berichtet.

„Wir haben damit einen Nerv getroffen. Das hätte ich nie gedacht“, sagt Axel Wunderlich. „Alles in allem ist das eine runde Sache.“

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