Über Dallas nach Honolulu

  Über das zweite Hobby unserer Vereinskameradin in der Tennisabteilung berichtet heute die WAZ:

Leute, die sich an Ultraläufe weit jenseits der Marathonstrecke heranwagen, haben den antiken, rund 42 Kilometer langen Weg schon oft zurückgelegt. Sie laufen schon seit vielen Jahren in Wettbewerben. Oder aber sie sind ein Naturtalent – wie die Duisburgerin Anja Tegatz. Die 38-Jährige hat den Laufsport erst vor rund zwei Jahren für sich entdeckt. Und die Faszination eines 100-Kilometer-Laufs hat sie noch vor ihrem ersten Marathon gepackt.

„Ich habe an einem Marathonkurs des LC Duisburg teilgenommen, dem ich dann auch beigetreten bin“, erinnert sich Anja Tegatz. Ihr Laufbetreuer dort war Peter Klugiewicz – und der Mann scheint einiges richtig gemacht zu haben. Denn die Begeisterung fürs Laufen weckte er bei dem Lauftalent, wahrscheinlich ohne es zu wissen. „Er hat mir vom 100-Kilometer-Lauf von Biel erzählt“, berichtet Tegatz.

Und da hat es Klick gemacht. Kaum zu Hause hat sie sich im Internet schlau gemacht. „Biel. Ich wusste gar nicht, was das ist“, erzählt sie immer noch völlig begeistert. Sie fand heraus, dass es sich dabei um einen Nachtlauf handelt. „Die Nacht der Nächte. Einmal im Leben muss man an diesem Lauf teilgenommen haben, stand auf der Homepage“, berichtet sie. „Ich konnte in dieser Nacht gar nicht schlafen. Da wollte ich unbedingt hin. Und nicht nächstes Jahr, sondern sofort.“

Was also tun? Am Marathonkurs nahm sie ja teil. „Aber das konnte ich doch niemanden erzählen, dass ich an einem 100-Kilometer-Lauf teilnehmen will, noch bevor ich meinen ersten Marathon gelaufen bin“, lacht sie. Also hat sie erst einmal losgelegt. Bücher hat sich Anja Tegatz über das Thema Ultraläufe gekauft. „Da steht, dass das zu 80 Prozent reine Kopfsache ist. Stimmt doch auch. Früher haben wir die ganze Nacht gefeiert. Und wer das kann, kann auch die ganze Nacht laufen.“ Gesagt, getan. Nachts, so gegen 3 Uhr, hat sie mal eben noch zum Training 50 bis 60 Kilometer drangehängt. nach einiger Zeit hat sie Peter Klugiewicz eingeweiht – er wollte ja schließlich auch nach Biel in die Schweiz.

Nachdem sie beim diesjährigen Rhein-Ruhr-Marathon erstmals die klassische Strecke bewältigt hatte, ging es irgendwann in die Schweiz. Und tatsächlich kam sie nach 12:24 Stunden ins Ziel. „Du musst da einfach auf Autopilot schalten. Einen Marathon oder Halbmarathon auf eine bestimmte Zeit zu laufen, ist da mehr Stress.“ So ganz nebenbei blieb sie unter der Norm von 13 Stunden für die Deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer.

Diese Ultraläufe hatten sie nun gepackt. Neben einigen anderen Läufen nahm sie auch am „K78“, einem 79,4 Kilometer langen Lauf mit 2500 Höhenmetern teil. Anja Tegatz war da gerade am Gardasee im Urlaub. Also musste schnell ihre Mutter kommen, auf die Kinder aufpassen. Und ab ging es zum „K78“ nach Davos.

Klingt bis jetzt schon erstaunlich – es kommt aber noch besser. Bei Facebook wurde die Duisburgerin darauf aufmerksam, dass „Tiger Balm“ ein Team für den Hawaii-Marathon in Honolulu zusammenstellt. Sieben Plätze waren zu vergeben – die besten Chancen hatten die kreativsten Bewerbungen. „Da war ich unter den Top 15“, berichtet sie. „Von 1300 Bewerbungen.“ Also ging es vor gut einer Woche ab nach München. Da standen neben den Laufkünsten aber auch Spiele zur Qualifikation im Vordergrund. Bierkrugstemmen, Bullenreiten, Melken und einiges mehr. „Und dann hieß es plötzlich, dass ich im Finale bin.“ Das bestand aus einem Quiz. Es stand 4:4. Die nächste Frage würde entscheiden. „Man sollte dann die Titelmelodie einer Serie erkennen.“

Das Musik begann, Anja Tegatz haute auf den Buzzer und rief: „Dallas!“ Und einige Sekunden später hatte sie das Ticket nach Hawaii in der Tasche.

Das ist nun natürlich eines ihre nächsten Ziele. Das Rennen steht am 9. Dezember an. „Erst geht es drei Tage nach San Francisco, dann eine Woche nach Hawaii“, strahlt sie. Ihr nächstes Ziel nach Honolulu? Die deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer. Wie gesagt: Die Norm dafür hat sie ja auf Anhieb geknackt . . .

Friedhelm Thelen

quelle: WAZ – Der Westen

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